Eigentlich kamen die Dutch Open im niederländischen Eindhoven noch ein, zwei Wochen zu früh für Sarah Di Sinno. Die Taekwondo-Kämpferin vom Sportwerk hatte sich bei den Polish Open in Warschau am 12. September einen Zeigefinger gebrochen und Meniskus-Probleme bekommen. Die Verletzungen waren zwar so weit auskuriert, dass die Düsseldorferin schmerzfrei war, aber ein, zwei Wochen Training hätten di Sinno in der Formkurve weiter nach oben gebracht. „Es war aber kein Risiko, Sarah in Eindhoven starten zu lassen. Andernfalls wäre sie nicht gestartet“, konstatiert Sportwerk-Trainer Inan Tunc. Und so gewann sein Schützling in Eindhoven ihren Viertelfinalkampf in der Wettkampfkategorie über 73 Kilogramm, bevor sie im Halbfinale dann doch etwas gehandicapt unterlag. Ihre dritte Bronzemedaille in Serie bei einem Open-Turnier war gewonnen.
Und die 23-Jährige Studentin der Sozialen Arbeit und Sozialpädagogik wollte auch unbedingt jenseits der deutsch-niederländischen Grenze aktiv ins Wettkampfgeschehen eingreifen, wollte sie doch unbedingt ihr Saisonziel frühzeitig erreichen. „Zum Jahresende holt die Deutsche Taekwondo Union den ‘eisernen Besen’ heraus und ‘mistet’ den Bundeskader aus. Alle Bundeskader-Athleten, die 2021 keine Erfolge und Punkte holen, werden aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen“, erläutert Tunc. „Das muss Sarah mit jetzt drei dritten Plätzen auf Weltranglistenturnieren nicht befürchten. Sie bleibt auch 2022 Nationalmannschaftskämpferin.“ In der Weltrangliste erhält die Düsseldorferin jetzt weitere 3,60 Punkte, was sie für die November-Rangliste auf 22,44 Punkte bringt und sie voraussichtlich um weitere zehn Plätze auf Position 42 nach oben klettern lässt. „Sie ist ja schon in der Oktober-Weltrangliste die zweitbeste Deutsche. Das hat sie jetzt noch einmal bestätigt“, freut sich der Sportwerk-Trainer.
Hoch motiviert ging di Sinno im Indoor Sportcentrum Eindhoven ans Werk. Dabei war ihr auch der Trainingsrückstand und der große Name ihrer Viertelfinalgegnerin egal. In der Partie der Runde der letzten Acht musste die Sportwerkerin gegen die Kasachin Cansel Deniz antreten. Deniz ist aktuell die Nummer 22 der Weltrangliste in der Kategorie über 73 kg und die Nummer sechs in der Klasse über 67 kg, ist zweimalige Olympia-Teilnehmerin (2016, 2021), gewann auf dem Weg zu den Spielen in Tokio das Olympia-Qualifikationsturnier Asiens, ist amtierende Asien-Vizemeisterin und sicherte sich als Siegerin des President’s Cup in Istanbul (Türkei) das persönliche Startrecht für die kommende Europameisterschaft. Mit anderen Worten, Deniz ist ein Taekwondo-Schwergewicht. Das störte die Sinno nicht, denn sie setzte sich knapp, aber verdient mit 8:6 Punkten durch. Eine Medaille hatte die Düsseldorferin sicher.
Im Halbfinale stand der Sportwerkerin die junge Mexikanerin Paloma Garcia Moctezuma gegenüber. Die Düsseldorferin verlor mit 12:29 Punkten. „In der Vorschlussrunde hat sich gezeigt, dass Sarah doch noch nicht wieder richtig fit ist. Wer weiß, was passiert wäre, wenn sich der Trainingsrückstand nicht bemerkbar gemacht hätte“, erläutert Tunc. „Unser Ziel, eine Medaille zu holen und Sarahs Nationalmannschaftszugehörigkeit zu bestätigen, haben wir erreicht.“